Mahn- und Gedenkstätte Jülich, Lager Iktebach

Leo-Brandt-Straße 2, 52428 Jülich

50.904405, 6.387266

 

Text der Informationstafel:
Mahn- und Gedenkstätte Jülich, Lager Iktebach
Das Gedenkkreuz im orthodoxen Stil wurde durch die Friedensbewegung „Pax Christi“ aufgestellt und am 31. Oktober 1985 durch Bischof Longin, den Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, eingeweiht.
Auf dem Sockel des Kreuzes steht:

„1944 LEBTEN UND LITTEN IN EINEM LAGER WENIGE SCHRITTE VON HIER 1500 VERSCHLEPPTE RUSSISCHE UND POLNISCHE ZWANGSARBEITER | VIELE VON IHNEN STARBEN BEI EINEM BOMBENANGRIFF AM 29. SEP 1944 | GOTT KENNT IHRE ZAHL UND IHRE NAMEN | WIR WOLLEN SIE NICHT VERGESSEN 1985
POKOJ FRIEDE MИP“


Von 1941-1944 bestand hier neben dem damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Jülich Süd ein Arbeitslager. Männer, Frauen und Kinder, besonders aus Russland, der Ukraine und Polen, aber auch aus Belgien waren in dem Lager untergebracht und wurden zum überwiegenden Teil im RAW, einige in der Landwirtschaft eingesetzt. Hinzu kamen 1943 für eine kurze Zeit auch zahlreiche Franzosen, die zuvor bei der Friedrich Krupp GmbH in Essen-Borbeck gearbeitet hatten.
Niemand weiß, wie viele Menschen zu welcher Zeit im Lager untergebracht waren. Die Unterlagen gingen bei den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren. Für viele Arbeiter war das Lager in Iktebach nur kurze Zwischenstation, entsprechend hoch war die Fluktuation.
Unstrittig ist, dass bei dem schweren Bombenangriff auf das RAW am 29. September 1944 ca. 1500 Menschen im Lager waren. Sie durften keine Schutzräume aufsuchen und wurden bei der Essensausgabe von dem Luftangriff überrascht.

Die Chronik der Stadt Jülich spricht von 120 bis 400 Menschen, die beim Angriff umgekommen sein sollen. Die genaue Zahl der Opfer des Bombenangriffs wurde ebenso wenig festgestellt wie die Zahl der Gefangenen, die den Angriff zur Flucht nutzten oder die anderswohin verlegt wurden. Eine Lagerregistratur lässt sich in den Archiven nicht finden. Die Toten wurden in aller Eile in den Bombentrichtern des Lagers begraben. Nach dem Krieg wurde der Ort mit Pappeln bepflanzt und geriet bald in Vergessenheit. Über ihren Gräbern hat die Natur im Laufe vieler Jahre ein Dach der Ruhe geschaffen. 
Im Jahre 1985 hat sich die Jülicher Pax Christi Gruppe um Pfarrer Christian Ahlbach dieses Platzes angenommen und ihn durch ein Mahnmal gegen das Vergessen als Friedhof kenntlich gemacht. 


Der Bildhauer Friedel Denecke gestaltete das Stahlkreuz.

Pax Christi | Gruppe Jülich
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband NRW Essen | Stadt Jülich
[Quelle: Öffentlich aufgestellte Informationstafel an der Gedenkstätte]

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© Loni Schneiders